Essay: Geld als Soziale Technik (Money as a social technology)

Unser Denken ist an die Begriffe gebunden, die wir verwenden. Und diese Gebundenheit bestimmt unsere Wahrnehmungsfähigkeit sowohl für das, was um uns herum geschieht, als auch für das, was wir selber tun und meinen, tun zu können.

Unter den Begriffen Komplementär-Währungen, Alternativ-Währungen, Regional-Währungen, Tauschkreise, Vollgeld, Geldreform uVm. verbergen sich heute derart viele theoretische und praktische Konstrukte mit je eigener Legitimierung, dass es zunehmend schwerer fällt, die Gemeinsamkeiten und das gemeinsame Anliegen aller dieser Initiativen zu bestimmen. Verbindend bleibt die humanistische Intuition, etwas an den Verhältnissen, die unser gesellschaftliches Leben bestimmen, verändern zu wollen Und zwar möglichst umfassend. Nicht nur bei den alltäglichen Anwendungen anzusetzen, sondern an den scheinbar unsichtbaren Grundsystemen unseres Zusammenlebens. Eine kritisch-pragmatische Auseinandersetzung mit unseren politischen, sozialen und wirtschaftlichen Systemen endet dabei oft in Fragestellungen an unser Geldsystem. Allein die resultierenden Antworten bleiben dabei so verschieden wie die Ausgangspunkte der Fragenden. Dabei verleitet die intellektuelle Euphorie über persönliche Entdeckungen auf der einen oder anderen heuristischen Achse, die dieses weite Feld durchschneiden, leider oftmals zu rigiden, neo-ideologischen Standpunkten, die zu einer Zersplitterung dieser schmalen Front monetärer Aufklärung führen könnten, bevor eine kritische Masse erreicht ist, die der Größe der bevorstehenden Aufgaben gewachsen wäre.

Das Anliegen dieses Beitrags ist es, möglichst viele solcher Standpunkte zu einer gemeinsamen theoretischen Basis zu verhelfen, sodass sich die gewonnenen Ideen in Komplementarität und Synergie zueinander entfalten können, anstatt gegen Konkurrenz und Isolation anzukämpfen. Im vorliegenden knappen Entwurf kann nur der erste Schritt dazu geleistet werden: eine Erweiterung der verwendeten Begriffe, durch die verschiedene Absichten dann einheitlich beschrieben und zueinander in Beziehung gesetzt werden können. Diese Begriffsarbeit nimmt ihren Ausgang bei dem facettenreichen aber stets unterbestimmten Begriff des Geldes. Selbst wenn wir über monetäre Innovationen reden, und als begriffliche Referenz nur Geld kennen, werden unsere Möglichkeiten auch stets darauf beschränkt sein, was Geld in der landläufigen Meinung leistet. In fortschreitender Erweiterung unseres konzeptionellen Horizontes wird dieser Artikel diese vier begrifflichen Stationen durchlaufen: Geld < Währung < Informationssystem < Soziale Technik.

Auch wenn dies noch keine wohldefinierte Grundlage schafft, auf der die verschiedenen monetären Innovationen und Initiativen in ihrem gemeinsamen Anliegen verstanden werden können, so ermöglicht es zumindest die überbrückende Frage: Wie muss eine neue Sozial- Technik verfasst sein, um unseren intuitiven Anliegen prinzipiell und nachhaltig gerecht zu werden? Dies kann ebenso auf “neues” Geld hinauslaufen, als auch auf Ideen, die sich vorsätzlich oder grundsätzlich nicht mit dem identifizieren lassen wollen, was wir unter Geld zu verstehen lernten. Würden wir nur fragen können: “Wie sieht gutes Geld aus?” wären wir auf der Suche nach Innovationen zur Reformation unseres Gesellschaftsleben weit eingeschränkter. Der vorliegende Artikel möchte unserem Denken und damit unserer Handlungs- und Innovationsfähigkeit befreiende Impulse verleihen.

Geld

Neben unserem facettenreichen, erfahrungsmäßigen Verständnis von Geld als Macht, Möglichkeit, Wert, Sicherheit, Mittel, Zweck, Zwang, Freiheit uVm. tritt als erste Fassung des Geldbegriffs häufig eine differenziert funktionale Formulierung auf: In der Lehre der orthodoxen Ökonomie definiert sich Geld als Tauschmedium, Wertmaßstab und Vermögensspeicher.
Beginnt man jedoch Geld in seiner gesellschaftlichen Bedeutung zu hinterfragen, vollzieht sich ein erster Erkenntnisschritt oft in Anlehnung an die zweitgenannte Funktion, der abstrakten Form des Wertes von Geld. Nicht erst nach der Abschaffung des Goldstandards besitzt unser Geld offensichtlich nur den Gegenwert, dem wir ihm als Gesellschaft kollektiv beimessen. Die indianische Weisheit, dass man Geld nicht essen könne, wird so lange nicht gehört, als es keinen Grund gibt, die Konvertierbarkeit des rein abstrakten Wertes von Geld in konkrete Werte wie Nahrung und Rohstoffe anzuzweifeln. Wie volatil diese Sicherheit jedoch ist, zeigt jede Finanzkrise scheinbar von Neuem auf.
Auf der Suche nach einer Wertbasis, konkret oder abstrakt, zeigt die gesellschaftliche Perspektive der Frage “Vom wem als Wert anerkannt?” auf, dass auch qualitative Fragen nach dem, was “gutes” Geld ausmacht, nicht mehr getrennt von einem “Gut für wen?” behandelt werden können. Inflationsstabilität, möglichst umfassende Akzeptanz und Rechtssicherheit sind keine hinreichenden Antworten mehr. Vielmehr sind es die Zweckbeziehungen zwischen einem “Von wem?”, “Für wen?” und “Warum?”, die unter diesem neuen Blickwinkel unser Geld ausmachen. Diesen relationalen Charakter des Geldwertes erfasst Bernard Lietaer in seiner Definition von Geld, von der aus wir die Erweiterung unserer Begriffe versuchen wollen:

“Geld ist eine Übereinkunft innerhalb einer Gemeinschaft etwas als Tauschmittel zu verwenden.”

Auch in vielen episodischen, praktisch-historischen Beschreibungen erscheint Geld in seiner Funktion als Tausch-Mittel, das für die Gemeinschaft eine Erweiterung dessen bedeutete, was direkter Tauschhandel leisten konnte. Geld erleichtert den Tauschhandel, man braucht seine Produkte nicht ständig mit sich tragen, um sie gegen andere einzutauschen und vor allem wird damit die direkte Reziprozität, die jedem gegenständlichen Tauschhandel zugrunde liegt, überwunden. In der einfachsten Form bedeutet das, dass ich nicht nur mit demjenigen tauschen kann, der anbietet, was ich benötige. Sondern ich kann meine Produkte an jeden weitergeben, der zuvor seine Produkte gegen Geld mit einem Dritten tauschte, der das zu bieten hat, was ich benötige.

 

Grafik 1: Reziproker Tauschhandel. Ich gebe dir, was du benötigst und du gibst mir, was ich benötige.

Grafik 2a): Einschränkungen reziproken Tauschhandels: Bei unpassendem Angebot und Nachfrage, findet kein Austausch statt, auch wenn die Bedürfnissedes rechten Handelspartners gestillt werden könnten.

 

Grafik 2b): Auch wenn alles angeboten wird, was in der Gemeinschaft nachgefragt wird, kann direkt reziproker Austausch nicht stattfinden.

 

Grafik 3: Durch die Einführung von Geld kann der erste Teilnehmer die erhaltene Musik z.B. mit einer Münze bestätigen. Und durch deren Weitergabe werden schliesslich alle Austauschmöglichkeiten ausgeschöpft.

Dehnt man dieses Prinzip nun über viele Schritte über ein weites Netzwerk von Teilnehmern aus, gibt dies nicht nur eine relativ plastische, wenn auch idealisierte Darstellung unseres heutigen Welthandelssystems wieder, sondern diese Darstellung zeigt auch wie Geld Austausch nicht nur erleichtert, sondern in vielen Fällen überhaupt erst ermöglicht und Arbeitsteilung und Handel als Alternative zur Selbstversorgung wirkungsvoll macht. Somit folgt aus den beiden bisher untersuchten Charakteristika von Geld, Tauschmittel und Gemeinschaftsgebundenheit, eine phänomenale Beschreibung der Verwendung:

Geld als ein Einheitssystem, dass Austausch innerhalb einer Gemeinschaft erleichtert und ermöglicht.

Währung

Die Definition von etwas als einem Mittel, das Tausch erleichtert und ermöglicht, lässt sich nun aber nicht mehr nur auf das anwenden, was wir landläufig als Geld kennen. Der reiche Erfahrungsschatz aus historischen Systemen, fernen und neueren Datums, zeigt uns nicht nur wie verschiedene Geldformen, von Muscheln über geschnitztes Holz bis zu Münzen und digitalen Einheiten unter diese Definition fallen, sondern eben auch all die Systeme die sich als Parallel-, Alternativ- und eben Komplementär-Währungen in mehr oder weniger deutlicher Abgrenzung zu nationalen Geld und seinen Mechanismen entwickelten: “geldnahe” Formen wie das deutsche Regiogeld und die angelsächsischen LETS, Dienstleistungsbörsen wie Timebanks und Tauschringe, Loyalitäts-Punkte wie Flugmeilen und Gutscheine, aber auch Reputations-Einheiten wie die Vertrauens-Sterne in Internet Marktplätzen wie eBay. Letztere fördern als Vertrauens-Währung den Austausch unter virtuellen, anonymen Teilnehmern und machen subjektiv sicherer und damit teilweise auch erst möglich. Beides Kriterien unserer letzten Definition, ohne dass solche Vertrauens-Währungen praktisch an unser gewohntes Geld erinnern. Somit können wir den nächsten zunächst unscheinbaren Definitionsschritt gehen und sagen:

Währungen sind Einheitssysteme, die Austausch innerhalb einer Gemeinschaft erleichtern und ermöglichen.

 

Informationssystem

Mit der vorangegangenen Diversifizierung dessen, was wir, abgesehen von den nationalen Spielarten unseres offiziellen Geldes, als Währungen verstehen, sind wir bereits einen systematischen Schritt über unsere Ausgangsüberlegungen über den Wert unseres Geldes hinausgegangen. Denn mit den Reputations- oder Vertrauenswährungen betrachten wir nicht mehr Einheiten, die einen übertragbaren Wert darstellen und stellvertretend für diesen Wert in einer Transaktion den Besitzer wechseln. Vielmehr stellen solche Einheiten ein rein immaterielles Informationssystem dar. Allein das geteilte oder mitteilbare Wissen um die Qualität, die Vertrauenswürdigkeit oder andere Eigenschaften eines Handelspartners ist es, was hierbei den katalytischen Effekt eines solchen Einheitensystems ausmacht, ergo die nächste begriffliche Erweiterung:

Währungen sind Informationssysteme, die den Austausch innerhalb einer Gemeinschaft erleichtern und ermöglichen.

Es ist leicht nachzuvollziehen, wie einer solchen Formalisierung und Vereinheitlichung von Information in großen, komplexen Gemeinschaften, ein anderer Stellenwert zukommt als in kleinen Gruppen, die auch ohne Formalisierung in engem, nicht monetisiertem Austausch stehen. Kein noch so ambitionierter Währungsdesigner würde auf die Idee kommen, eine Währung für Familien oder reine Vertrauensgemeinschaften zu entwerfen. Zu beachten bleibt, dass der Informationscharakter unseres momentanen Geldes bereits in der orthodoxen marktwirtschaftlichen Theorie herausgearbeitet worden ist (vgl. F.A. v. Hayeks Begriff der Katalaxie). Das Wissen über Handlungsmöglichkeiten, Intentionen und die Vertrauenswürdigkeit unbekannter, weit verstreuter Teilnehmer in ihren verschiedenen lokalen Kontexten ist, was eine erfolgreiche und nachhaltige Zusammenarbeit von vielen Millionen einzelner Akteure ermöglicht. Und genau das ist es, was unser einheitliches Geld- und Preissystem heute weltweit leistet. Tatsächlich scheint diese Effizienz unseres Geldsystems im Großen jedoch genau die gegenteilige Wirkung zu haben, wenn sie auf lokale oder gar persönliche Systeme trifft. Die zunehmende Kommodifizierung und Monetarisierung unserer Lebenszusammenhänge scheint dem “menschlichen” oder, vorsichtiger gesagt, persönlichen Austausch auf kleiner Ebene abträglich.

Währungen als “Soziale Technik”

Wenn Währungen als Informationssysteme den Austausch in großen Gemeinschaften ermöglichen, ist damit noch nicht ergründet, was dieser Austausch gesellschaftlich bedeutet. Austausch an sich füllt keinen Magen, baut kein Haus und erschafft kein Gesundheitssystem und stärkt kein Gemeinschaftsgefühl. In natürlichen Systemen beschreibt der Zustand des Fließgleichgewichts eben den Fall, in dem unbegrenzte Mengen an Austausch zu keiner Veränderung der Ausgangslage führen. Er wäre bedeutungslos, wenn er nicht zweckgerichtet stattfindet.
Ein allgemeiner Begriff für einen zweckgerichteten Austausch ist die Zusammenarbeit, die stets eine grundsätzliche Klarheit darüber voraussetzt, woran man zusammen arbeitet. Zusammenarbeit vermag die teilweise offensichtliche, aber nicht selten höchst subtile Diversität unabhängiger und anonymer Akutere auf ein gemeinsames Ziel hin zu koordinieren. Offensichtlich ist die Hürde dabei zu bestimmen,welches diese Ziel sein soll, aber dies verweist nur einmal mehr auf die Bedeutung, die einem System von Informationsermittlung und Informations-Vermittlung in diesem Ansatz zukommt. Unsere vorletzte Erweiterung unserer Begriffe ist also die Definition:

Währungen sind Informationssysteme, die Zusammenarbeit innerhalb komplexer Gemeinschaften erleichtern und ermöglichen.

Zur Verdeutlichung: Über eine einheitliche Nationalwährung und ein marktwirtschaftliches Preissystem kann ein ganzes Land und in ihm viele arbeitsteilige Produktionsgemeinschaften, zusammenarbeiten, um alle satt und wohlig zu machen, ohne dass jeder seine eigenen Kartoffeln anbauen und seine eigene Couchgarnitur herstellen müsste. Globale Referenzwährungen, wie der US-Dollar heute, ermöglichen den umfangreichen kollaborativen Austausch in einer globalisierten Welt (-wirtschaft). Ebenso arbeiten Investoren durch das Zusammenlegen ihrer Geldmittel zusammen, um Projekte zu realisieren die für kleine Gruppen oder gar Einzelne nicht machbar wären. Etwas kompliziert: Unsere Landesregierungen arbeiten mit vielen Tausend Individuen zusammen, um unsere Universitäten “herzustellen”. Das funktioniert teilweise durch den Einsatz von Geld, aber hierbei ist leicht zu sehen, wie auch andere Informationssysteme in den Prozess hineinspielen: akademische Titel, amtliche Macht, politischer Wille und eine Menge unterschiedlicher gesellschaftlicher Zuneigungen und Zueignungen.
Die zweckgerichtete Zusammenarbeit in immer größeren Gruppen, Verbänden, Gesellschaften, Staaten und schließlich weltweit ist wahrscheinlich das bedeutsamste Merkmal der menschlichen Kultur-Entwicklung. Somit lautet unsere abschließende Einordnung monetärer Systeme:

Währungen sind Sozial-Techniken gesellschaftlicher Kollaboration

Das sei keineswegs exklusiv gemeint in dem Sinne, dass wir als Menschen rein wirtschaftlich definiert wären. Währungen sind nur eine mögliche Technik um Zusammenarbeit zu gewährleisten. Weitere Strukturen mit ähnlichen Funktionen sind unsere sozialen Gefüge, unsere Organisations- und Machtstrukturen, unsere politischen Systeme, unsere Gesetzesordnungen und die darauf aufbauenden Verträge. Und natürlich ist auch unsere Sprache ein grundlegendes Informationssystem, mithilfe dessen wir unsere individuellen geistigen Leistungen für unsere Mitwelt erfahrbar machen und somit in Kollaborationen einbringen können. Bezieht man nun auch noch Zeichen und Bedeutungssysteme wie unsere Kunst, unsere Spiritualität und unsere Empathie mit ein, wird klar, wie weit solch ein Begriff der Zusammenarbeit von dem entfernt ist, was heute als BSP in Euro gemessen und als gesellschaftlicher Erfolg hingestellt wird. Genauso weit ist das begriffliche Feld, auf dem wir nach Innovationen zur Lösung heutiger gesellschaftlicher Probleme suchen können. Auch wenn Geld in den letzen zwei Jahrhunderten seine Stellung zwischen und teilweise auch innerhalb vieler dieser sozialen Techniken ausgebaut hat, bleibt es nur eine unter vielen Möglichkeiten und neue Ideen sollten nicht von alten Einschränkungen gebremst werden. Gerade wenn wir die verschiedenen monetären Innovationen und Initiativen zueinander in Beziehung setzen oder grundlegend in ihrer Wirkung und Bedeutung untersuchen möchten, wäre es unnötig einschränkend dabei nur mit unserem erfahrungsgemäßen Begriff von Geld zu verfahren.

Wenn hiermit auch die beabsichtigte Begriffsarbeit zunächst geleistet ist, verbleibt die nächste und entscheidende Frage nach den Prinzipien und Qualitäten, anhand derer sich neue soziale Techniken bewerten oder zunächst einmal entwickeln lassen. Aber auch hier kann ein erweiterter Währungsbegriff hilfreich sein, da er Erfahrungen und Zusammenhänge von verschiedenen Sphären füreinander nutzbar macht. Dazu abschließend ein Beispiel.

Das, was wir heute unter dem ebenso erweiterungsbedürftigen Begriff “Politik” verstehen, ist, wie gerade gesehen, ebenso eine soziale Technik, welche Zusammenarbeit in komplexen Gesellschaften ermöglicht. Dabei zeigen sich sogar strukturelle Ähnlichkeiten, die einen Analogieschluss zu monetären Systemen erleichtern: Mit unseren Stimmen geben wir in der politischen Wahl unsere Zustimmung zu bestimmten gesellschaftlichen Zielen, und “investieren” somit unsere Steuerzahlungen der kommenden Jahre in bestimmte Kollaborationsprogamme. Unsere Wahlstimmen sind dabei ein informatives Einheitssystem, eine Währung, die pro Kopf und Wahlgang emittierter und nur einmal nutzbar ist. Geld unterliegt natürlich anderen Schöpfungsmechanismen und jede Einheit kann mehrfach eingesetzt werden. Jede Kauf- und Investitionsentscheidung ist jedoch ebenso eine Wahl des Konsumenten für eines aus mehreren möglichen Produktionsprogrammen, jede für sich ein arbeitsteiliges Kollaborationsziel.

Nun haben die Umwälzungen im politischen System in den letzten 400 Jahren einige Prinzipien herausgestellt, die wir heute grundlegend auch auf neue Formen monetärer Systeme anwenden können. Betrachtet man ein grobes Organigramm der Emmissionsstruktur unseres momentanen Geldes, zeigen sich Ähnlichkeiten zu den Machtstrukturen mittelalterlicher Politiksysteme.

 

Der strukturellen Veränderung der Aufklärung und Demokratisierung folgend, welche im Machtgefüge der sozialen Technik Politik das Volk an oberste Stelle setzte, könnte man auch darauf zielen, die Emissions- und Investitionsströme monetärer sozialer Techniken auf eine breite Basis, das heißt in unserer Grafik auf die Spitze, zu stellen.

Ich hoffe diese kurze Darstellung von Geld als einer von vielen sozialen Technologien unter dem Überbau dessen, was ich als die “Einheitliche Theorie der katalysierten Zusammenarbeit” ausarbeiten möchte, erleichtert es, beim Bemühen um neue Währungssysteme möglichst offen die grundlegenden Designfragen zu stellen: “Wem sollen sie dienen und zu welchem Zweck?” Und diese gemeinsam mit den Erfahrungen aller komplementärer Bemühungen gemäß unserer gemeinsamen Werte zu beantworten. Wenn die Möglichkeiten dazu nicht durch den Schattenwurf traditionsgeformter Begriffe unserer Wahrnehmung entzogen bleiben, können die neuen Möglichkeiten der Informationstechnologie so umfassend neue Handlungsfelder für soziale Techniken eröffnen, wie es Ackerbau und Buchdruck für frühere Innovationswellen taten.

Dieser Artikel ist 2010 in Abwandlung erschienen in Anders Band II, Peter Krause-Keusemann (Hrsg.), siehe:
http://www.epubli.de/shop/buch/Anders-Peter-Krause/4436#beschreibung

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